GMUNDEN (ÖSTERREICH) – 155 Jahre ist es her, dass die Schwestern vom Heiligen Karl von Borromäus das heutige Haus St. Josef als ein Waisenhaus gegründet haben; zwei Jahre später wandelten sie es in ein „Greisenasyl“ um. Seit 2001 liegt die Verantwortung bei der Stiftung Liebenau, die das Haus als ein modernes Pflegeheim neu baute. Heute leben dort 94 ältere Menschen in sechs familiären Hausgemeinschaften. Zusammen mit den Angehörigen und weiteren Gästen haben die Menschen des Hauses das Jubiläum am 24. Juni mit einem Festgottesdienst und anschließendem Tag der offenen Tür gefeiert.
„In den 155 Jahren haben unsere geistlichen Schwestern Barmherzigkeit aktiv gelebt“, sagt Doris Kollar-Plasser, Regionalleiterin der Stiftung Liebenau für Oberösterreich und Kärnten, zu Beginn des Festgottesdienstes, den sie zusammen mit Pfarrer Gerald Geyrhofer in der Stadtpfarrkirche gestaltete. „Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Liebenau leben Barmherzigkeit auf Augenhöhe, stets aufs Neue, hineinbuchstabiert in den Alltag: Beistehen, wo andere gehen – Aufrichten mitten im Druck – Respekt zollen, jedem Menschen.“ Nacheinander finden sich insgesamt sieben Personen aus dem Umfeld des Hauses St. Josef mit je zwei Buchstaben zum Wort Barmherzigkeit im Altarraum zusammen. „Mut machen statt lähmen – Humor haben und lachen – Einfühlsamkeit riskieren, mitten in der Routine (weitere Buchstaben im Infokasten, Anm.d.Red.).“
Begegnungen auf Augenhöhe
Schließlich ist auch das Logo der Stiftung Liebenau geprägt vom Bildzeichen, das im Gleichnis vom Barmherzigen Samariters gründet. „Dieses Zeichen drückt unser Verständnis von christlich fundierter Menschlichkeit im Sinne partnerschaftlicher Zuwendung aus“, erklärt die Regionalleiterin. Im Gleichnis aus dem Lukasevangelium wird der Samariter auf einen unter die Räuber gefallenen Mitmenschen aufmerksam. Er versorgt diesen, pflegt ihn und übernimmt Verantwortung für seine weitere Genesung. Der Künstler Roland Peter Litzenburger hat die Beziehung zwischen dem Samariter und dem Hilfebedürftigen 1970 zum Zeichen gestaltet: „Er richtete beide Personen auf und machte deutlich, dass unsere Haltung die auf gleicher Ebene stattfindende Begegnung zwischen hilfebedürftiger und helfender Person ist“, führt Doris Kollar-Plasser weiter aus.
Wiedersehensfreude
Hier eine herzliche Begrüßung, dort ein kräftiges Händeschütteln: man kennt sich in Gmunden. Schwester Albine , die das Haus St. Josef von 1994 bis 2006 leitete, ist gekommen. Auch ihre Nachfolgerin, Stefanie Bruckschwaiger, die den Um- und Neubau des Hauses bis zu ihrer Pension im Jahr 2009 koordinierte, war sichtlich glücklich, zahlreiche Bekannte wiederzusehen. Aus Wien waren die Generaloberin Schwester Christine-Daniela Jedinger und zwei weitere Borromäerinnen angereist. Der aktuelle Hausleiter, Thomas Adler, freute sich über insgesamt rund 100 Gäste, die nach dem Gottesdienst zum Frühschoppen und Tag der offenen Tür in das Haus St. Josef wechselten. Für musikalische Unterhaltung sorgte Michael Leitner auf seinem Akkordeon. Zur Freude der Gäste hat das Ensemble Vocalis, das schon den Festgottesdienst begleitete, ein weiteres Ständchen gegeben.